MUNZINGER Wissen, das zählt | Zurück zur Startseite
Wissen, das zählt.


MUNZINGER Pop

Haftbefehl

deutscher Rapper
Geburtstag: 16. Dezember 1985 Offenbach
Klassifikation: Rap/HipHop
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Pop-Archiv International 04/2025 vom 1. April 2025 (Kai Florian Becker)


Einordnung Haftbefehls Rap-Technik ist vom verstorbenen US-Rapper The Notorious B.I.G. inspiriert. In den Texten des Offenbacher Straßenrappers geht es "um Haltung, um Posen, um Macht" ("DER SPIEGEL", 7/2013). Sie sind gespickt mit Wortneuschöpfungen, die sich aus verschiedenen Sprachbausteinen - u. a. dem Arabischen, Türkischen, Kurdischen und Deutschen - zusammensetzen.

Herkunft Haftbefehl wurde am 16. Dezember 1985 unter dem Namen Aykut Anhan in Offenbach geboren. Seine Eltern stammen aus der türkischen Provinz Tunceli und haben kurdisch-zazaische Wurzeln. Die Bevölkerungsgruppe der Zaza stammt aus Ostanatolien. Seine Schulausbildung brach Anhan mit 14 Jahren ab, nachdem sich sein unter Depressionen leidender Vater das Leben genommen hatte. Daraufhin begann Anhan zu kiffen und mit Drogen zu dealen. 2006 flüchtete er aufgrund einer bevorstehenden Haftstrafe über Holland in die Türkei. Dort schrieb der HipHop-Fan seine ersten Reime.

2007 durfte er dank seines Anwalts unter Auflagen wieder nach Deutschland, genauer nach Offenbach, zurückkehren. Dort eröffnete er ein Wettbüro und feilte nebenbei unter dem Pseudonym Haftbefehl an seiner Solokarriere. Dank seines außergewöhnlichen Rap-Stils und seiner Wortneuschöpfungen machte er sich in der Szene schnell einen Namen.

Erstes Label – Erstes Album 2009 unterschrieb H. bei dem Label "Echte Musik" einen Plattenvertrag und feierte auf der Compilation "Kapitel 1: Zeit für was Echtes" seinen Einstand. Letztlich "reichte Haftbefehl nur ein einziges Jahr, um mit seiner Kombination aus Koksticker-Flows, abgedrehtem Humor, ureigener Vortragsweise und unterhaltsamem Vokabular zum Hoffnungsträger aller Straßenrap-Fans zu werden", urteilte das deutsche HipHop-Magazin "Juice" (15.12.2010). Im Oktober 2010 erschien sein Debütalbum "Azzlack Stereotyp", das er zusammen mit dem Frankfurter Rapper Üba3ba bzw. Ü-Baba aufgenommen hatte. Das, "was auf diesen 21 Tracks passiert, ist eben schlicht und ergreifend geiler Straßenrap, mit all den genretypischen Übertreibungen, Schilderungen, fragwürdigen Moralvorstellungen und sprachlichen Eigenheiten, Straßenrap mit all seinen Ecken und Kanten eben", schrieb "Juice" (15.12.2010) weiter. Das Doppelalbum erreichte Rang 59 der deutschen Charts.

Eigenes Label – Erfolgreiche Entwicklung Nachdem sein Label "Echte Musik" 2011 aufgelöst worden war, gründete H. unter dem Namen "Azzlackz" sein eigenes, auf dem fortan seine Musik, die befreundeter Künstler und die seines jüngeren Bruders Capo veröffentlicht wurden. "Azzlackz" ist ein für H. typisches Wort. Es ist "ein Kunstwort (und) steht für 'asoziale Kanacken'", war bei im "SPIEGEL" (7/2013) zu lesen.

Im Februar 2012 kam sein zweites Album "Kanackis" auf den Markt. Das fand sich immerhin schon auf Platz zehn der Charts wieder. Gäste darauf sind u. a. Jan Delay, Sido und Capo. Nicht einmal ein Jahr später erschien sein drittes Werk "Blockplatin". Es ist ein Doppelalbum - in "Block" und "Platin" unterteilt - und enthält Gastbeiträge von Marsimoto, Farid Bang, Capo und anderen. Abermals konnte sich H. steigern und diesmal Rang vier der Charts erobern. Auf "www.hiphop.de" (19.1.2013) hieß es zu dem Werk: "Entweder man liebt es oder man hasst es. Es gibt Leute, die können mit Haftbefehl nichts anfangen – und viele davon werden sich auch mit 'Blockplatin' keinen Gefallen tun. Allerdings sollte man ihm eine Chance geben, denn er zeigt hier viele neue Facetten, die man so nicht von ihm kannte. Ob jetzt gesungene Hooks, die Wahl der Themen oder der Beats. ( ... ) Es gibt fast keine Ausfälle."

Majorvertrag Wie schon mit "Blockplatin" (2013) stand H. auch mit dem Ende November 2014 veröffentlichten Album "Russisch Roulette" auf Rang vier der deutschen Charts. Es war sein erstes Soloalbum für "Urban/Universal Music" und es sei ein "absolut großartiges Album" jubelte die "Frankfurter Allmeine Zeitung" (23.11.2014) und höre "sich an wie eine Mischung aus New York und Miami". Und weiter: Die Texte seien "voller Referenzen zu 'Scarface' ('Hat Tony nicht gesagt, werd niemals high von deinem Zeug?'), 'Der Pate' und bekannten Mafia-Persönlichkeiten ('Hafti Gotti zwingt Sinatra viel zu singen')".

Im Juni 2015 erschien von Mohamed El Moussaoui alias MoTrip das Album "Mama" (D # 3), auf dessen Titelsong H. gastierte. Ein paar Monate später erschien von H. das Mixalbum "Unzensiert" mit Gastauftritten von Moses Pelham und Xatar, um nur einige zu nennen.

Mit Xatar nahm H. auch das gemeinsame Album "Der Holland Job" auf, das im August 2016 unter dem Projektnamen COUP veröffentlicht wurde. Beide hatten sich in der Tradition großer Gangsta-Rap-Kollabo-Alben wie "23" von Sido und Bushido oder "Jung, brutal, gutaussehend" von Kollegah und Farid Bang zusammengefunden.

Im gleichen Monat erschien das BEGINNER-Album "Advanced Chemistry" (D # 1), auf dem H. in dem Song "Macha Macha" zu hören ist.

Zweites eigenes Label 2016 gründete H. sein zweites Label, "Generation Azzlack", und nahm in der Folge die Rapper Soufian, Enemy, Diar und Azzi Memo unter Vertrag. Die Labelarbeit nahm ihn wohl sehr in Anspruch, so dass er erst einmal keine eigenen Songs mehr veröffentlichte, dafür aber 2017 die Alben "Allé Allé" von Soufian (Januar), "Trap'n'Haus" von Azzi Memo (Mai) und "Jungunternehmer" von Diar (September). Bei Soufian gastierte er in dem Track "Azzlack Versace".

Im darauffolgenden Jahr hatte H. einen Gastauftritt in der "Netflix"-Serie "Dogs Of Berlin", in der er sich selbst spielte. Danach dauerte es bis Mitte 2020, ehe H. ein weiteres Album veröffentlichte. Das taufte er "Das weiße Album" (5.6.2020; D # 4, AT # 6, CH # 5). Die "Süddeutsche Zeitung" (8.6.2020) meinte: "Der Titel ist wahlweise Referenz entweder an das ‘White Album‘ der BEATLES - oder an Jay-Z und sein ‘The Black Album‘. Was in etwa dieselbe Flughöhe hat. Die Welt, von der Anhan auf den neuen Songs erzählt, fühlt sich noch immer kalt und bedrückend an. ‘Ich steh' mit Rücken an der Wand / Hand an mei'm Schwanz / Andere am Ballermann / Ganzer Körper angespannt‘, brüllt er in ‘RADW‘ gegen ein übersteuertes, wie mit starker Säure gebeiztes Playback an. Und auch sonst gibt es wieder jede Menge Befreiungslyrik über beklemmenden Beats. Ein Anschreien gegen eine Gesellschaft, in der die Räume eng sind und immer noch weiter zusammenschrumpfen."

Neue Alben und Kollaborationen 2021 erschien von H. "Das schwarze Album" (D # 7, AT # 6, CD # 14). Auf diesem gibt es Features mit Soufian ("Wieder Im Block"), Capo, Veysel und Ezhel (alle in "4 Kanaken"), Farid Bang ("24/7"), Luciano ("Ruff"), Milonair und Haiyti (beide in "Cripwalk Aufm Kopf") sowie Schmyt und Bausa (beide in "Leuchtreklame"). Produziert wurde es wie dessen Vorgänger von Benjamin Bazzazian.

Im Sommer 2022 musste H. aus gesundheitlichen Gründen eine Tournee absagen. Er ging stattdessen ins Studio und produzierte "Mainpark Baby" (1.12.2022; D # 5, AT # 22, CH # 14). Der Titel sei "eine Anspielung auf eine große Wohnsiedlung im Mathildenviertel von Offenbach am Main. ( … ) An seine alten Hits ( … ) komme keiner der neuen Songs ran. Aber auch jüngere sehr gute Stücke wie ‘Rücken an die Wand‘, Haftbefehls wütende Reaktion auf den rassistischen Anschlag von Hanau, seien auf ‘Mainpark Baby‘ nicht zu hören. Keines der neuen Stücke bleibe im Ohr hängen", wurde die Kritik von Raphael Smarzoch bei "www.deutschlandfunkkultur.de", (2.12.2022) zitiert.

Einige Monate später erschien der Frizzo-Remix des 2016er Songs "069". Frizzo ist ein deutscher Produzent und DJ, der schon auf "Blockplatin" mit H. gearbeitet hatte. Nach weiteren Singles - wie etwa "Money Money (Money Money)" (mit Frizzo und Veysel) - kam am 25. April 2024 H.s Album "Platinblock" auf den Markt, eine Neubearbeitung seines 2013er Albums "Blockplatin". Den Rest des Jahres gastierte er u. a. bei anderen Künstlern wie Moses Pelham (Song: "Benelli M4") und Ego (Song: "Schwarzgeld").

Diskographie

  • "Azzlack Stereotyp" (2010), Echte Musik
  • "Kanackis" (2012), Azzlackz/Groove Attack
  • "Blockplatin" (2013), Azzlackz/Groove Attack (2 CDs)
  • "Russisch Roulette" (2014), Urban/Universal Music
  • "Unzensiert" (2015), Urban/Universal Music (Mixtape)
  • "Das weiße Album" (2020), Urban/Universal Music
  • "Das schwarze Album" (2021), Urban/Universal Music
  • "Mainpark Baby" (2022), Urban/Universal Music
  • "Platinblock" (2024), Urban/Universal Music (Re-release von "Blockplatin")

COUP (m. Haftbefehl):

  • "Der Holland Job" (2016), Four Music/Sony Music

Best Of/Hitlist

  • Free Palestina (2010)
  • Gestern Gallus, heute Charts (2010)
  • Crackküchenmukke (2012)
  • Party mit uns (2012)
  • Chabos wissen wer der Babo ist (2013)
  • Ich rolle mit meim Besten (2014)
  • Aus Hater werden Fans (2015)
  • Gib Geld (2016) (m. COUP)
  • RADW (2020)
  • Wieder Am Block (2021)
  • Money Money (Money Money) (2024) (m. Frizzo und Veysel)

Adresse

c/o Universal Music GmbH, Mühlenstraße 25, 10243 Berlin, Internet: www.universal-music.de/haftbefehl



Die Biographie von Peter D. Sutherland ist nur eine von über 40.000, die in unseren biographischen Datenbanken Personen, Sport und Pop verfügbar sind. Wöchentlich bringen wir neue Porträts, publizieren redaktionell überarbeitete Texte und aktualisieren darüberhinaus Hunderte von Biographien.
Unsere Datenbanken sind unverzichtbare Recherchequelle für Journalisten und Publizisten, wertvolle Informationsquelle für Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft, Grundausstattung für jede Bibliothek und unerschöpfliche Fundgrube für jeden, der mit den Zeitläuften und ihren Protagonisten Schritt halten will.



Lucene - Search engine library