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MUNZINGER Personen

Kurt Moll

deutscher Kammersänger (Bass); Prof.
Geburtstag: 11. April 1938 Buir
Todestag: 5. März 2017 Köln
Nation: Deutschland - Bundesrepublik

Internationales Biographisches Archiv 25/2017 vom 20. Juni 2017 (ds)


Blick in die Presse

Herkunft

Kurt Moll wurde 1938 in Buir bei Köln geboren.

Ausbildung

Nach dem Abitur auf dem Gymnasium in Düren studierte M. 1958-1961 an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln. Den ursprünglichen Berufswunsch des Cellisten stellte M., der seit dem 16. Lebensjahr von Emmy Müller in Krefeld in Gesang ausgebildet wurde, zugunsten einer Sängerkarriere zurück.

Wirken

Frühe Karriere in Deutschland und EuropaM. debütierte 1961 am Staatstheater Aachen und wechselte drei Jahre später in der Saison 1964/1965 als erster seriöser Bass an das Städtische Theater von Mainz. Ein Jahr später bekam er einen Vertrag als erster Bassist in Wuppertal, wo er fünf Jahre lang war. Nebenbei gastierte er an verschiedenen deutschen Theatern, darunter die Kölner Oper. Im öffentlichen Gedächtnis haften blieben seine glanzvollen Gastspiele an der Staatsoper von Hamburg (1969-1970), die ihm ein festes Engagement in Hamburg und zunehmend internationale Verpflichtungen einbrachten. 1968 wirkte M. erstmals bei den Bayreuther Festspielen mit und feierte als großer Wagner-Interpret auf dem Grünen Hügel und weltweit seither wichtige Erfolge. Seine Interpretation des König Marke in "Tristan und Isolde" aus dem Jahre 1974 wurde an allen großen Opernbühnen nachgefragt. 1970 bot Wolfgang Sawallisch M. die Rolle des Sarastro in seiner Salzburger "Zauberflöte" an, die M. einem internationalen Publikum schlagartig bekannt machte; 1972 stellte er sich dann an der Mailänder Scala als Osmin in der "Entführung aus dem Serail" vor. Im gleichen Jahr sang er erstmals an der Grand Opéra Paris in Mozarts "Figaros Hochzeit" und im "Parsifal". 1973 debütierte M. in München und im Vatikan vor Papst Paul VI. mit dem Bass-Solo im Magnificat von Bach.

Internationaler GastsängerAls ständiger Gast band sich M., dessen Virtuosität und Klangdramaturgie immer wieder gerühmt wurden, an die Staatsopern von München, Wien und Hamburg, an die Städtische Oper Berlin und an die Salzburger Festspiele. Weitere Gastspiele führten ihn, der sich auf dem Gipfel seiner Karriere auf rd. 20 große Partien beschränkte (über 70 hatte er erarbeitet), häufig an die Oper von San Francisco und an die Covent Garden Opera in London, nach Buenos Aires ans Teatro Colón, nach Barcelona ans Teatro Liceu und an viele andere führende Opernhäuser der Welt. Darüber hinaus gehörte M. zu den wenigen Sängern, die auch an die Ost-Berliner Staatsoper geholt wurden. Er war dort u. a. Boris Godunow in der gleichnamigen Oper (1984) und der Kaspar im "Freischütz".

RepertoireZugleich absolvierte M. eine sehr erfolgreiche Karriere als Konzert- und Oratorienbassist, im Konzert sang er Schuberts "Winterreise", Lieder von Brahms und Balladen von Carl Loewe. Kritiker feierten ihn als kongenialen Interpreten von Mozart und Wagner, aber auch von Strauss und lobten an der dunkel getönten, machtvollen Bassstimme das makellose Legato und die Beweglichkeit. Nur wenige Sänger schafften es wie M., mit einigen großen Partien identifiziert zu werden, schrieb anerkennend der Münchner Merkur (1.4.2002) und meinte, er sei der Sarastro, der Ochs (von Lerchenau im "Rosenkavalier") und der ultimative Gurnemanz. Letzteren sang M. im April 2002 an der Bayerischen Staatsoper in Peter Konwitschnys "Parsifal". Im Juli 2006 beendete M. seine Sängerkarriere aus gesundheitlichen Gründen - der Sänger war im Febr. 2006 gestürzt und litt schon länger unter einer Herzkrankheit - und verabschiedete sich in der kurzen Rolle des Nachtwächters in der "Meistersinger"-Inszenierung von Thomas Langhoff vom Publikum der Bayerischen Staatsoper. Hier machte er nach Ansicht der Süddeutschen Zeitung (2.8.2006) noch einmal deutlich "mit welcher jugendlicher Beweglichkeit, mit welcher Präsenz und Farbigkeit, mit welcher umfassenden Textverständlichkeit Wagner zu singen ist".

Lehrtätigkeit1991 übernahm M. für einige Jahre eine Professur für Gesang an der Staatlichen Hochschule für Musik in Köln, wurde aber mit der Bürokratie der Universität nicht glücklich (SZ, 27.6.2005). Ab 1997 initiierte und betreute er ein Projekt in Düren, in dem die elfte Gymnasiumsklasse in ein Opernprojekt professionell eingebunden wurde.

WürdigungVöllig einig war sich die Musikkritik über die Bedeutung M.s in unzähligen Artikeln zu seinem 70. Geburtstag über seine "konkurrenzlos wohllautende Bassstimme" mit dem "noch im Alter unverbrauchten Klang" (MM, 11.4.2008). In zahlreichen langen Nachrufen nach seinem Tod wurde der "große Charakterdarsteller" (SZ, 8.3.2017), der "hinreißend wahre Menschenbilder" geformt habe, u. a. von Manuel Brug (WELT, 6.3.2017) als "König der deutschen Bässe" bezeichnet, dieser Titel stammte aus dem Buch "Die Großen Sänger" von Jürgen Kesting (2008).

Familie

M. war seit 1968 mit Ursula, geb. Pade, verheiratet und hatte drei Kinder - Christine, Thomas, Susanne. Er starb nach langer Krankheit in Köln und wurde auf dem Kölner Zentralfriedhof Melaten beigesetzt.

Werke

Wichtige Partien u. a.: Osmin in Mozarts "Die Entführung aus dem Serail", Leporello in Mozarts "Don Giovanni", Rocco in Beethovens "Fidelio", van Bett in Lortzings "Zar und Zimmermann", Stadinger in Lortzings "Der Waffenschmied", Kaspar in Webers "Der Freischütz", Daland in Wagners "Der fliegende Holländer", Veit Pogner in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg", Marke in Wagners "Tristan und Isolde", Fafner in Wagners "Das Rheingold", Hunding in Wagners "Die Walküre", Gurnemanz in Wagners "Parsifal", Abul Hassan in Cornelius' "Der Barbier von Bagdad".

Literatur

Literatur: "Kurt Moll - Ein Mann, ein Bass", Filmporträt v. Eckhart Schmidt, 60 min. (00).

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Titel Österreichischer Kammersänger (94), Bayerischer Maximiliansorden (06).

Mitgliedschaften

M. war Mitglied der Hamburgischen, Bayerischen und Wiener Staatsoper.



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