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Noah Ngeny

kenianischer Leichtathlet
Geburtstag: 2. November 1978 Uasin Gishu
Klassifikation: Lauf (Leichtathletik)
Nation: Kenia
Erfolge/Funktion: Olympiasieger 2000
Vizeweltmeister 1999
Grand-Prix-Sieger 1999

Internationales Sportarchiv 22/2001 vom 21. Mai 2001 (st)
Ergänzt um Nachrichten durch MA-Journal bis KW 48/2006


Überraschungssieger der Olympischen Spiele 2000 über 1.500 m wurde der Kenianer Noah Ngeny. Im Endspurt konnte er den klaren Favoriten Hicham El Guerrouj noch überholen und sich Gold sichern. Mit dem Sieg bestätigte der junge Kenianer die Hoffnungen, die er als Junioren-Weltmeister 1997 geweckt hatte. 1999 gewann er Silber bei den Weltmeisterschaften in Sevilla. Leichtathletikgeschichte schrieb Ngeny, als er am 5. September 1999 beim Sportfest in Rieti den achtzehn Jahre alten Weltrekord des Briten Sebastian Coe über 1.000 m auf 2:11,96 Min. verbessern konnte.

Laufbahn

Noah Ngeny trat im Olympiajahr 1996 ins Rampenlicht der Öffentlichkeit: Bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Sydney belegte er über 1.500 m nur den letzten Platz, dennoch erregte er Aufsehen: Gleich zweimal stürzte er im Finale der weltbesten Junioren: Nach dem Sturz in der Anfangsrunde stürmte er an die Spitze des Feldes, führte drei Runden lang, ehe er 200 m vor dem Ziel erneut ins Straucheln kam und seinen Laufrhythmus verlor. Aus dem Stadion der Junioren-WM wurde im Jahre 2000 das olympische Aufwärmstadion, doch für Ngeny blieb die Erinnerung an das unglückliche Finale Antrieb und Motivation für spätere Großtaten am gleichen Ort.

Schon 1997 zeigte das Ausnahmetalent, was in ihm steckt. Gleich dreimal verbesserte er in diesem Jahr die Junioren-Weltrekorde: Zweimal über 1.500 m, einmal über die Meile. Seine Bestzeit von 3:32,91 Min. über 1.500 m steigerte er 1998 auf exzellente 3:30,34 Min., doch erst 1999 gewann er seine erste Medaille bei internationalen Titelkämpfen. Als kenianischer Landesmeister qualifizierte er sich mit 3:37,0 Min. für die WM in Sevilla. Dort bot er dem Favoriten Hicham El Guerrouj lange Zeit Paroli, ehe er im Endspurt trotz neuen Landesrekords von 3:28,73 Minuten dem Marokkaner Titel und Gold überlassen musste. "Ich hatte nichts mehr zuzulegen", meinte das "Jahrhunderttalent" (Leichtathletik, 21.9.1999) im Ziel. Gleichzeitig versprach er dem "König der Könige über 1.500 m" (Copress: Leichtathletik-WM '99) eine spannende Zukunft: "Dieses Jahr ist das von El Guerrouj, er ist ein wundervoller Läufer. Aber das nächste Jahr wird meines sein ..."

Schon der Sieg des nur 1,82 m großen und 68 kg schweren Ostafrikaners im Grand Prix über 1.500 m zeigte 1999, dass er gewillt war, den selbstbewussten Worten von Sevilla Taten folgen zu lassen. Für besonderes Aufsehen hatte er am 5. September 1999 beim Internationalen Sportfest im italienischen Rieti gesorgt, als er mit 2:11,96 Min. über 1.000 m den "Uralt-Weltrekord" des legendären Briten Sebastian Coe aus dem Jahre 1981 verbessern konnte. Zwei Afrikarekorde über 1000 m, zwei Commonwealth-Rekorde über 1.500 m sowie ein Commonwealth-Rekord über eine Meile belegten schon 1999 die Möglichkeiten des zu dieser Zeit erst 20-jährigen Kenianers, der allerdings dreimal gegen Hicham El Guerrouj verloren hatte.

So hatten ihm nur die wenigsten den Olympiasieg 2000 über den Weltrekordler zugetraut. In 53 Finalrennen hatte der Marokkaner 51-mal gesiegt, nach drei Jahren ohne Niederlage wurde der Weltmeister ausgerechnet im olympischen Finale geschlagen. Obwohl El Guerrouj das Rennen exakt geplant hatte, seinen Landsmann Baba als "Hasen" einsetzte, ließ sich der ehrgeizige Ngeny nicht irritieren. Nach Zwischenzeiten von 54,14 Sek. über 400 m, 1:54,77 Min. über 800 m und 2:37 Min. über 1.000 m kam der Favorit als Erster in die Zielkurve, doch auf der Zielgeraden hatte er "keine Chance gegen den wie entfesselt laufenden Kenianer" (Leichtathletik, 40/2000). Ngeny siegte in neuer olympischer Rekordzeit von 3:32,07 Min. vor El Guerrouj sowie seinem kenianischen Landsmann Lagat. Im Ziel jubelte der dritte Olympiasieger seines Landes über 1.500 m: "Als Kenianer 1.500-m-Gold zu gewinnen ist schon ein großes Ding. Das wird ein Fest geben zu Hause." Damit hatte sich die intensive Olympiavorbereitung Ngenys in Australien - er hatte mehrere Trainingslager in Down under verbracht - ausgezahlt.

Informationen und Meldungen zum weiteren Fortgang der Karriere siehe Journal

Persönliches

Noah Ngeny ist ein ausgesprochener Familienmensch; seine einen Tag nach seinem Olympiasieg von Sydney in Kenia geborene Tochter nannte er Sydney Marion. Dass er wegen der häufigen Trainings- und Wettkampfaufenthalte im Ausland seine Familie so selten sieht, ist für ihn ein echtes Problem. Trost sucht er mit einer langfristigen Perspektive: "Ich vermisse sie sehr, aber ich muss konsequent sein. In ein paar Jahren, wenn ich meine Karriere beendet habe, kann ich ständig daheimbleiben" (Leichtathletik, 13.2.2001). Ngeny ist Soldat, möchte aber später wie sein Vater als Farmer arbeiten. Um sich finanziell abzusichern, plant er, ein paar Häuser zu kaufen ("damit ich beruhigt leben kann", Leichtathletik, 13.2.2001).

Umstritten ist Noah Ngenys Geburtsort. Während das Fachmagazin "Leichtathletik" den Ort Uasin Gishu meldet, nannte der Internet-Olympia-Service des IOC in Sydney Eldoret. Der schnelle Kenianer stammt aus einer sportlichen Familie. Sein Bruder Philip Kibitok ist ein guter 800-m-Läufer. Trainer des 1,70 m großen und nur 58 kg schweren Läufers ist Kim Mc Donald.

Adresse

c/o Kenya Amateur Athletic A, PO Box 46722, Nairobi, Kenia

Karriere in Zahlen

Erfolge:

Olympische Spiele:

2000: Sieger 1.500 m

Weltmeisterschaften:

1999:  Zweiter 1.500 m

Junioren-WM:

1996: Achter 1.500 m
1997: Sieger 1.500 m

Grand Prix:

1999: Sieger 1.500 m

Rekorde:

1997: zwei Junioren-Weltrekorde über 1.500 m, einer über 1 Meile
1999: Weltrekord über 1.000 m
1999: zwei Commonwealth-Rekorde über 1.500 m, einer über 1 Meile

Sonstiges:

Landesmeister 1999

Leistungsentwicklung:

Jahr   1.500 m
1996:  3:42,44 Min.
1997:  3:32,91 Min.
1998:  3:30,34 Min.
1999:  3:28,73 Min.
2000:  3:28,12 Min.

Bestzeiten:

800 m:    1:44,7  Min.
1.000 m:  2:11,96 Min.
1.500 m:  3:28,12 Min.
1 Meile:  3:43,40 Min.
2.000 m:  4:50,08 Min.

Journal

Ergänzungen aus MA-Journal. Die nachfolgenden Meldungen werden bei der nächsten redaktionellen Bearbeitung in den Text integriert.

November 2006: Noah Ngeny muss wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme seine Karriere beenden. Der Olympiasieger von 2000 hatte sich bei einem Autounfall im Jahr 2001 die Hüfte gebrochen. Das für dieses Jahr geplante Comeback scheiterte schon beim ersten härteren Training. Ngeny, dessen Weltrekord über 1.000 m immer noch Gültigkeit besitzt, will nach dem Rücktritt als Trainer arbeiten.



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