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Carl Reiner

Carl Reiner

amerikanischer Filmregisseur, Schauspieler, Produzent und Autor
Geburtstag: 20. März 1922 New York City/NY
Todestag: 29. Juni 2020 Beverly Hills/CA
Nation: Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

Internationales Biographisches Archiv 12/2021 vom 23. März 2021 (fe)


Blick in die Presse

Herkunft

Carl Reiner wurde 1922 in einem italienisch-jüdischen Viertel der Bronx in New York City als Sohn eines Uhrmachers geboren. Seine Eltern waren jüdische Immigranten. Er hatte einen älteren Bruder, Charles.

Ausbildung

Nach der High School nahm R. Unterricht am Dramatic Workshop der WPA (Works Progress Administration) in New York City. Während des Zweiten Weltkriegs war er als Mitglied einer Unterhaltungstruppe unter Major Maurice Evans Truppenbetreuer auf amerikanischen Militärbasen im Südpazifik.

Wirken

Nach dem Krieg setzte R. seine schauspielerisch-komödiantische Karriere zunächst mit der Tourneeproduktion "Call Me Mister", einem Musical, fort. Sein eigentlicher Karrierestart zu einem landesweit bekannten Komiker, der zur Legende werden sollte, gelang ihm Ende der 1940er Jahre an der Seite von Sid Caesar und Imogene Coca in der erfolgreichen Fernseh-Komikreihe "Your Show of Shows". Nach neunjähriger Mitwirkung als Darsteller und Autor an dieser Sendung war der Grundstock für seine weitere Fernseh- und Filmlaufbahn gelegt. Für die ebenfalls langlebige Sitcom-Reihe "The Dick Van Dyke Show" (1961-1966), eine der erfolgreichsten der US-Fernsehgeschichte, schrieb R. das Drehbuch und spielte darin den Alan Brady. Die Show setze noch heute Maßstäbe, schrieb 2012 die Frankfurter Allgemeine Zeitung (19.3.2012).

Debüt als Regisseur1967 gab R. mit der Verfilmung seines eigenen Bühnenstückes "Enter Laughing" sein Debüt als Filmregisseur. Berühmt wurde er vor allem mit Genre-Parodien, wobei seine in schwarz-weiß gedrehte Hommage an die Detektiv-Thriller der 1940er Jahre unter dem Titel "Dead Men Don't Wear Plaid" (1982), für die er sich auch einer Vielzahl in die Handlung integrierter Originalfilmbilder aus jener Zeit bediente, bei einer großen Anzahl Filmbegeisterter regelrechten Kultstatus errang. Vor allem die Darstellung des glatzköpfigen deutschen Offiziers, von R. selbst gespielt, wurde "zum ultimativen Nazioffizier-Klischee" des amerikanischen Films, so die Stuttgarter Zeitung (20.3.2002) rückblickend anlässlich des 80. Geburtstags des vielseitigen Filmschaffenden.

Mit Steve Martin als Hauptdarsteller drehte R. die erfolgreichen Komödien "The Jerk" (1979), eine Parodie auf rührselige Blues-Filme, und "All of Me" (1984), eine Parodie auf Geisterfilme. Als radikal wurde seine Satire "Where's Poppa?" (1970) gelobt, die erst Ende der 1980er Jahre auch in deutschen Kinos zu sehen war. Nicht ganz so erfolgreich war seine spätere Persiflage auf Erotik-Thriller wie "Fatal Affair" und "Basic Instinct" unter dem Titel "Fatal Instinct" (1993), in der Armand Assante und Sean Young in den Hauptrollen zu sehen waren. Ende der 1990er Jahre drehte R. mit Bette Midler in der Hauptrolle "That Old Feeling" (1997), dann zog er sich als Regisseur zurück.

Späte JahreDanach stand R. hin und wieder noch vor der Kamera, so in Tamara Jenkins' Dramödie "The Slums of Beverly Hills" (1998) und in einer Gastrolle als Kleinkrimineller, der aus dem Ruhestand geholt wird, in Steven Soderberghs erfolgreicher Gangsterparodie "Ocean's Eleven" (2001), einem Remake der Gaunerkomödie "Frankie und seine Spießgesellen" (1960), die mit "Ocean's Twelve" (2004) und "Ocean's Thirteen" (2007) gleich zwei Fortsetzungen bekam, bei denen R. auch auf der Besetzungsliste zu finden war. Zudem arbeitete er immer wieder als Sprecher und lieh u. a. Figuren in Animationsfilmen seine Stimme, etwa in den TV-Serien "Father of Pride" (2004/2005) und "Jake and the Never Land Pirates" (2014/2015) sowie in Josh Cooleys "Toy Story 4". 2017 sah man ihn als einen der Hauptakteure in Danny Golds Dokumentation "If You're Not in the Obit, Eat Breakfast" ("Bist du nicht in den Todesanzeigen, dann frühstücke") über Menschen, die auch jenseits des 90. Lebensjahres noch aktiv leben.

R. war auch Autor von weit über 20 Büchern, darunter ein autobiografischer Roman und Memoiren. Als Großvater begann er, Kinderbücher zu schreiben. Zudem nahm er mehrere Tonträger auf, einen Teil gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Mel Brooks, darunter fünf Alben "2000 Years Old Man", von denen eines 1999 einen Grammy erhielt. Seit 2012 war er ein eifriger Nutzer des Bloggingdienstes Twitter und am Ende seines Lebens angeblich der älteste aktive Nutzer überhaupt.

Familie

R. war seit 1943 mit der Schauspielerin Estelle (Stella) Lobost bis zu deren Tod im Okt. 2008 verheiratet und hatte mit ihr die Kinder Rob (*1947), Sylvia Anne "Annie" (*1949) und Lucas (*1960). Sohn Rob machte ebenfalls als Schauspieler und Regisseur ("Harry und Sally") Karriere, Tochter Annie wurde Schriftstellerin, Sohn Lucas Künstler. R. war lebenslang Anhänger der Demokraten. 2019 forderte er mit anderen US-Veteranen ein Impeachmentverfahren gegen Präsident Donald Trump. Im Juni 2020 starb er im Alter von 98 Jahren in Beverly Hills. Anlässlich seines Todes schrieb die New York Times (30.6.2020), "Er war der Erfinder der Comedy."

Werke

Kino (Schauspieler) u. a. : "Happy Anniversary" (59; dt. "Ehegeheimnisse"), "The Gazebo" (59; dt. "Die Nervensäge"), "Gidget Goes Hawaiian" (61; dt. "April entdeckt Hawaii"), "It's a Mad Mad Mad Mad World" (63; dt."Eine total, total verrückte Welt"), "John Goldfarb, Please Come Home" (65), "The Art of Love" (65; dt. "Bei Madame Coco", auch Drehb. ), "The Comic" (69), "Oh, God!" (77; dt. "Oh, Gott"), "Summer School" (87), "The Spirit of '76" (90), "Fatal Instinct" (93; dt. "Allein unter Idioten"), "The Slums of Beverly Hills" (98; dt. "Hauptsache Beverly Hills"), "The Adventures of Rocky & Bullwinkle" (00; dt. "Die Abenteuer von Rocky und Bullwinkle"),"Ocean's Eleven" (01), "Ocean's Twelve" (04), ""Ocean's Thirteen" (07), "Toy Story 4" (19; Stimme).

TV u. a.: "The Fashion Story" (48; Serie), "Your Show of Shows" (50-54; Serie), "Dick van Dyke Show" (61-66; Serie), "Head of the Family" (60; Serie), "Father of Pride" (04/05; Serie, dt. "Ein Löwe in Las Vegas"; Stimme) "Hot in Cleveland" (10-14; Serie, neun Episoden), "Jake and the Never Land Pirates" (Serie, dt. "Jake und die Nimmerland Piraten"; 14/15; Stimme).

Kino (Regie) u. a.: "Enter Laughing" (67; dt. "Sein großer Auftritt", auch Buch und Prod.), "The Comic" (68; auch Drehb. und Prod.), "Where's Poppa?" (70), "The Jerk" (79; dt. "Reichtum ist keine Schande"), "Dead Men Don't Wear Plaid" (82; dt. "Tote tragen keine Karos", auch Drehb.), "All of Me" (84; dt. "Solo für 2"), "SummerRental" (85; dt. "Ein total verrückter Urlaub"), "Summer School" (87), "Bert Rigby, You're A Fool" (89; dt. "Singende Kumpel haben's schwer", auch Drehb.), "Fatal Instinct" (93), "That Old Feeling" (97; dt. "Noch einmal mit Gefühl").

Auszeichnungen

Auszeichnungen u. a.: Primetime Emmy (57, 58, 62, 63, 64, 66, 67, 95), Stern auf dem Walk of Fame (60), Creative Achievement Award (91), Grammy (99), Mark Twain Prize for American Humor (00), OFTA TV Hall of Fame (05), Golden Derby TV Award (10).



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