Martin Grötschel
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Internationales Biographisches Archiv
Martin Grötschel wurde am 10. Sept. 1948 in Schwelm geboren.
Nach dem Schulbesuch in Schwelm (Abitur 1967) studierte G. 1969-1973 Mathematik und Wirtschaftswissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum. 1977 wurde er an der Universität Bonn mit einer wirtschaftswissenschaftlichen Arbeit promoviert. 1981 habilitierte er sich mit einer Schrift im Bereich "Operations Research", der Entwicklung und des Einsatzes von quantitativen Methoden zur Entscheidungsunterstützung von Wirtschaftsunternehmen.
Wissenschaftliche KarriereNach einer Zeit als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Ökonometrie und Operations Research der Universität Bonn 1973-1982 nahm G. 1982 eine Professur für Angewandte Mathematik an der Universität Augsburg an. Als Dekan, Institutsdirektor und Mitglied des akademischen Senats der Universität übernahm er leitende Aufgaben. An zahlreichen Universitäten, u. a. in Brasilien, den USA, Ungarn und Vietnam, war er als Gastdozent tätig. 1991 wechselte er an das Institut für Mathematik der Technischen Universität Berlin und wirkte dort bis 2015 als Inhaber des Lehrstuhls für Informationstechnologie. Auch an der TU Berlin wurde er Mitglied in verschiedenen Kommissionen. G. war federführend bei der Gründung des DFG-Forschungszentrums MATHEON, einem Zusammenschluss aller mathematischen Institutionen in Berlin, fungierte 2002-2008 als dessen Sprecher und war 2002-2009 Mitglied von dessen Vorstand. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, individuelle Lösungen für die aktuellen Schlüsseltechnologien zu entwickeln und das Wissen von Mathematikern aus allen Teilgebieten zu einem effektiven Forschernetzwerk zu bündeln.
G. gilt als Experte für "diskrete Mathematik", die ihren Namen vom Lateinischen "discernere" (unterscheiden) hat. Sie dient als Grundlage für die Entwicklung von Computerprogrammen und hat in zahlreichen Anwendungen großen Einfluss auf die Optimierung von Produktionsabläufen, Mobilfunknetzen und öffentlichem Nahverkehr. Die Süddeutsche Zeitung (23.8.2006) erläuterte dies für Nicht-Mathematiker: "Wer etwa in Hamburg, Berlin oder anderswo die U-Bahn nutzt, fährt im Takt des Martin Grötschel. Der Mathematiker beschäftigt sich unter anderem damit, wie sich die Linien und Züge im öffentlichen Personennahverkehr besser vertakten lassen – eine Mammutaufgabe, bei der bis zu 30 Mio. Variablen berücksichtigt werden müssen, um ein oder zwei Minuten beim Fahren oder Umsteigen zu gewinnen. Nach demselben Muster optimiert Grötschel Mobilfunknetze oder die Einsatzpläne des ADAC. Und sogar die Analysten auf den Finanzmärkten nutzen seine Programme, um die Risiken von Aktienkäufen zu berechnen." Für diese Arbeiten wurde G. vielfach ausgezeichnet, darunter 1995 mit dem renommierten Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Wissenschaftsmanager1991 wurde der Mathematiker zudem Vizepräsident des Berliner Konrad-Zuse-Zentrums für Informationstechnik, ein Amt, das er bis zu seiner Wahl als Präsident 2012 innehatte. Auch als Vorsitzender der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (1993-1994) und Generalsekretär der Internationalen Mathematiker Vereinigung (2007-2014) konnte er im Wissenschaftsmanagement weiteres Profil gewinnen. In dieses Amt wurde er als erster Deutscher gewählt, worauf das IMU-Sekretariat von Princeton nach Berlin umzog. Bei der Wahl zum Präsidenten der Technischen Universität Berlin unterlag er im Jan. 2010 seinem Konkurrenten
Präsident der Berlin-Brandenburgischen Akademie der WissenschaftenDie Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) wählte G. im Nov. 2014 zu ihrem Präsidenten. Damit kam es zu einem Ämtertausch, der formell am 1. Okt. 2015 vollzogen wurde, denn der bisherige Akademiepräsident, der Mediziner
G. ist seit 1976 verheiratet und hat mit seiner Frau Iris drei Töchter.
Veröffentlichungen: zahlreiche wissenschaftliche Abhandlungen und Bücher; u. a.: "Produktionsfaktor Mathematik – wie Mathematik die Wirtschaft bewegt" (08; zus. mit Volker Mehrmann und Klaus Lucas), "Online Optimization of Large Scale Systems" (01; zus. mit Sven O. Krumke, Jörg Rambau), "Geometric algorithms and combinatorial optimization" (88; zus. mit anderen Herausgebern), "Vision als Aufgabe: das Leibniz-Universum im 21. Jahrhundert" (16; zus. mit anderen Herausgebern).
Auszeichnungen (u. a.): Fulkerson-Preis (82), George-B.-Dantzig-Preis (91), Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis (95), Alwin-Walther-Medaille der TU Darmstadt (06), John von Neumann Theory Prize (06), Ehrendoktorwürde der Uni Karlsruhe (06), der Vietnamesischen Akademie der Wissenschaften und Technologie (07), der Uni Magdeburg (08) und der Uni Augsburg (11), Berliner Wissenschaftspreis (08), Gold. Ehrennadel der TU Berlin (08), IBM Faculty Award (11), Life Time Award der Stiftung heureka (14).
Mitgliedschaften/Ämter (u. a.): Generalsekretär des Mathematik-Weltverbandes (07-14), Präsident der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV, 93-94), Mitglied des Executive Committee der Internationalen Mathematiker Union (IMU; 99-14) und deren Generalsekretär (07-14), Mitglied der Leopoldina (Nationale Akademie der Wissenschaften), der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik, des Deutschen Hochschulverbandes, Operations Research Society of America, Society of Industrial and Applied Mathematics, Gesellschaft für Operations Research, Gesellschaft für Mathematik, Ökonomie und Operations Research, Academia Europaea, Foreign Member der US National Academy of Engineering und der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, Fellow der World Academy of Sciences (seit 16), zahlreiche Ehrendoktorate.
Länderallee 11, 14052 Berlin, Tel.: 030 3657329, E-Mail: groetschel@bbaw.de