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Nation: | Simbabwe |
von Ingrid Laurien
Stand: 01.10.2005
Yvonne Veras früher Tod im April 2005, mit kaum 40 Jahren, erscheint wie ein tragischer Schlusspunkt ihrer Rolle als gefeierter Star einer neuen postkolonialen Literatur aus Afrika. Die junge, strahlend schöne, intellektuelle Frau aus den Townships von Bulawayo, aber mit kosmopolitischer Bildung, die sich mit Leichtigkeit, Kompetenz und Charme in der internationalen Literaturszene bewegte, faszinierte sowohl europäische und amerikanische Literaturkritiker als auch die schwarzen Intellektuellen des neuen Südafrika. Alle sechs ihrer poetischen Texte wurden preisgekrönt. Weltweit gab es kaum ein internationales oder Afrika-Literaturfestival, das sich nicht mit ihr zu schmücken suchte.
In ihrem Heimatland Zimbabwe wurde sie gefeiert als „literarische Gigantin“ („The Daily Gazette“, 1994). Vera habe sich nicht nur von der übermächtigen literarischen Tradition des ehemaligen Mutterlandes England, sondern auch vom neokolonialen Unabhängigkeitspathos der bisherigen Literatur Simbabwes befreit. Sie bewege sich synkretistisch zwischen den Kulturen und habe an die Stelle der Berufung auf afrikanische Authentizität das Bedürfnis nach Selbstvergewisserung gesetzt.
Dabei sind Veras Texte keineswegs leicht konsumierbar; sie sperren sich gegen einfache Interpretationen oder pauschale Subsumierungen. Die Faszination, die von Vera ausgeht, liegt in ihrer Schreibweise, die ...