Geburtstag: | |
Nation: | Volksrepublik China |
von Shen Yong Miklitz
Zhai Yongmings literarische Laufbahn begann Anfang der achtziger Jahre mit der Veröffentlichung von Gedichten in teils privat zirkulierenden, halboffiziellen Zeitschriften. Ihren Durchbruch hatte sie 1986, als ihr Gedichtzyklus “Nüren” (Frauen) mit dem Einleitungsartikel “Heiye de yishi” (Nächtliches Bewusstsein) in den landesweit führenden Periodika für Lyrik, “Shigebao” (Zeitung der Lyrik) und “Shikan” (Zeitschrift der Lyrik), abgedruckt wurde. Sie entfachte damit eine heftige, lange nachwirkende Diskussion über das Thema Frauenliteratur. Es kam zu einer turbulenten, kurzzeitigen Blüte der Frauenlyrik, ihr Stil fand zahlreiche Nachahmerinnen. Seitdem wird Zhai Yongming gern als Vorkämpferin des literarischen Feminismus der achtziger Jahre gefeiert. Zhai Yongming selbst stellte jedoch dieses Bild der avantgardistischen Feministin immer wieder in Frage und ergänzte es.
Die Bedeutung von Zhai Yongmings Gedichtzyklus “Nüren” in der zeitgenössischen Literaturgeschichte ist inzwischen unumstritten. Nie zuvor hat eine chinesische Dichterin so “pathetisch” und “offen” ihre Person dargestellt (Wolfgang Kubin). Sie wendet sich damit eindeutig gegen eine traditionell konservative, heuchlerische und geheimnisbewahrende Schreibhaltung (Zhong Ming). Die Autorin hat mit diesem Gedichtzyklus einen Mythos der modernen chinesischen Frau geschaffen. Sie stellt die Frau nicht mehr traditionsgemäß als unterdrücktes, sentimentales oder romantisches ...