Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Russland |
von Jürgen Lehmann
Stand: 01.04.1990
Valentin Rasputin gilt als origineller und hochbegabter Repräsentant der sogenannten ,Dorfprosa‘ in der neueren sowjetischen Literatur, zählt also zu jenen Autoren, die, wie Abramov, Belov, Možaev, Nosov, Solouchin u. a., das Dorf und die ländliche Region wieder in höherem Maße als die ,sozialistische Landliteratur‘ vor und unmittelbar nach 1945 als Raum mit eigener Geschichte und eigenen Lebensformen darstellen. Dies geschieht freilich bei den genannten Autoren wie auch bei Rasputin selbst in so unterschiedlicher Weise, daß die Bezeichnung ,Dorfprosa‘ als Gattungsbegriff mit Recht immer wieder in Frage gestellt worden ist.
Mit dem Schreiben hat Rasputin im Jahre 1961 begonnen; Gegenstand der frühen Skizzen und Erzählungen sind die Natur Sibiriens und das in enger Verbundenheit mit ihr lebende Volk der Tofalaren. In der genauen Wiedergabe von Naturerscheinungen und ethnographischen Besonderheiten sind diese Texte vor allem Milieuschilderung (bytopisanie); sie weisen durch thematische und gestalterische Besonderheiten allerdings auf spätere Werke wie „Die letzte Frist“ (1970) oder „Abschied von Matjora“ (1976) voraus, z. B. durch das Betonen der Einheit von Mensch und Natur oder die häufig begegnende Anthropomorphisierung von Erscheinungen der unbelebten Natur. Die unterschiedliche ...