Von Sidney E. Dean
In der Einwanderernation USA existiert eine Vielzahl ethnischer Subliteraturen. Soziologisch wie literaturwissenschaftlich ist die lyrische und publizistische Produktion von sechs ethnischen Minderheiten von Bedeutung: die der Afro-Amerikaner, der amerikanischen Ureinwohner, der hispanischen, asiatischen und jüdischen US-Bürger sowie der Amerikaner arabischer Abstammung. Mit dem Begriff “Minderheit” wird hier weder eine Aussage zur tatsächlichen Größe der so bezeichneten Bevölkerungsgruppe noch zu ihrer sozialen Stellung im gesellschaftlichen Gefüge getroffen. Es wird lediglich das zahlenmäßige Verhältnis zur Gesamtbevölkerung benannt.
Als “ethnische” Literatur im eigentlichen Sinne wird hier nur diejenige verstanden, die die Besonderheiten des Selbstverständnisses, der spezifischen Erfahrungen oder Anliegen der jeweiligen Minderheit reflektiert, der der Schriftsteller angehört. Ein Hauptthema der Literatur aller Minderheiten ist der Konflikt zwischen der Assimilation in der westeuropäisch dominierten US-Gesellschaft und der Wahrung der eigenen ethnischen und kulturellen Identität. Die Situation der Afro-Amerikaner, die als einzige Minderheit unfreiwillig ins Land kamen, sowie der indianischen und hispanischen Ureinwohner ist hinsichtlich der Identitätsfrage besonders komplex. Dennoch lässt sich die von Arthur P. Davis und Joyce Ann Joyce im Vorwort ihrer Anthologie “Selected African American Writing from 1760 to 1910” (Ausgewählte afro-amerikanische Literatur von 1760 bis 1910, 1995) getroffene Aussage ...