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Nation: | Kongo, Republik |
von Almut Seiler-Dietrich
Stand: 01.11.1989
Tchicaya U Tamʼsi gehört der Generation schwarzafrikanischer Autoren an, die unter der französischen Kolonialherrschaft geboren und im Geiste der zivilisatorischen Mission Frankreichs erzogen wurden. In den Kolonialschulen lernten sie die französische Sprache und vervollkommneten ihre Kenntnisse meist im Mutterland, so daß sie ein sprachliches Werkzeug an die Hand bekamen, mit dem sie Europa ihre Sicht der afrikanischen Tradition und der kolonialen Wirklichkeit entgegensetzen konnten.
Während allerdings viele dieser Autoren in Frankreich, meist in Paris, die Universität besuchten und dort ihren Kulturkonflikt unter Schicksalsgenossen innerhalb der Négritude-Bewegung stilisierten, hat Tchicaya nicht studiert. Er bewegte sich im entsprechenden Alter in niedrigeren sozialen Schichten, konnte sich aber zugleich, da sein Vater Abgeordneter im französischen Parlament war, als Sohn aus besserem Hause fühlen. Der Literaturkritiker Gerald Moore vermutet, dieser unakademische Werdegang habe den Genius des Dichters gerettet. Jedenfalls ist seine Richtung viel persönlicher als die der Négritude, die sich vor allem als Sprachrohr einer mißachteten Kultur verstand. Andererseits kann man es auch als Privileg betrachten, daß Tchicaya schon als Fünfzehnjähriger an eine Schule in Frankreich kam und ...