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Nation: | Indien |
von Klaus H. Börner und Dieter Riemenschneider
Stand: 01.06.2006
Obwohl Raja Rao auf Englisch schreibt, hat er im Westen noch keine größere Beachtung gefunden und ist bis auf seinen Roman „Kanthapura“ (1938) nur ins Französische und Deutsche übersetzt worden: Das wirft Fragen auf, die mit der allgemeinen Problematik der so genannten „Commonwealth Literature“ und der interkulturellen Literaturrezeption zu tun haben. Offenbar gibt es für westliche Leser Schwierigkeiten des Zugangs zu Raja Raos Romanen. Sie sind vermutlich in der Tatsache begründet, dass trotz der englischen Sprache und trotz der Verwendung von Genres der europäischen Literatur – Roman und Kurzgeschichte – Raos Thematik und Erzählstil, ungeachtet westlicher Einflüsse, tief in indischen Traditionen verwurzelt sind. Der Prozess der Ost-West-Akkulturation hat bei Rao nie zu einer so weitgehenden Entfremdung von seiner eigenen Kultur geführt, dass er primär für den westlichen Markt geschrieben und deshalb als kosmopolitischer Schriftsteller weltweit Beachtung gefunden hätte. Westliche, historisch und kulturell bedingte Leseerwartungen stoßen bei Rao auf zuviel Fremdes, als dass spontanes Verständnis und erlebnishafter Nachvollzug leicht fielen. Die Leseerfahrung seiner Bücher wird für Europäer immer eine individuelle Auseinandersetzung mit den Formen ...