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Nation: | Syrien |
von Stephan Milich
“Ich bin der Gründer der ersten Republik der Poesie, deren Bewohner mehrheitlich aus Frauen bestehen.” Dieser Satz, der ein Kapitel der poetologisch-autobiografischen Schrift “Mā huwa aš-šiʾr” (Was ist Poesie?, 1981) eröffnet, verbindet drei wesentliche Aspekte und Themen der Dichtung Nizār Qabbānīs: die Frau, die Poesie und die Politik. In der liebesfeindlichen, repressiven Umgebung seiner eigenen Gesellschaft musste sich das poetische Projekt der Gründung eines Staates der Liebe und Poesie zwangsläufig in ein politisches Unterfangen verwandeln. Der syrische Dichter wollte mit seinem Werk die freie Selbstentfaltung des arabischen Individuums in der Liebe Wirklichkeit werden lassen und die Frau von den Fesseln der traditionellen arabischen Gesellschaft befreien. Sein Projekt wurde eine Erfolgsgeschichte: Durch seine spontan wirkende, sinnliche Liebesdichtung erwarb sich der “Dichter der Frauen” zeit seines Schaffens eine ebenso große Beliebtheit bei Jugendlichen, wie er durch seine politische Lyrik und als zügellos empfundene erotische Dichtung in regelmäßigen Abständen Zielscheibe von Anfeindungen wurde, die seine Bekanntheit in der arabischen Welt letztendlich eher steigerten als minderten.
Nizār Qabbānīs äußerst umfangreiches Werk lässt sich grob in drei Phasen einteilen. Es beginnt mit den von 1944 ...