Geburtstag: | |
Nation: | Japan |
von Lisette Gebhardt
Stand: 15.09.2012
Temporär galt Kirino Natsuo mit ihrem Miro-Zyklus, der die Romane „Kao ni furikakaru ame“ (Regen fällt auf mein Gesicht), „Tenshi ni misuterareta yoru“ (Die Nacht, die die Engel vergaßen), „Mizu no nemuri hai no yume“ (Der Schlaf des Wassers, der Traum der Asche) und „Dāku“ (Dark) umfasst, als Vertreterin des „Nippon Noir“ oder als Japans „Crime Fiction Queen“. Während man sie auch im Ausland zunächst als Autorin von Kriminalliteratur betrachtet hatte, setzte sich mittlerweile die Ansicht durch, dass ihre Texte das Genre transzendieren und sie neben den Elementen des Hardboiled auf Stilmittel der japanischen Populär- und Jugendliteratur sowie des Romantic-Thriller, des Bildungs- und Reiseromans, des Historischen Romans, des Künstlerromans, der Kolportage und der sogenannten Prekariatsliteratur zurückgreift. Die gesellschaftkritische Note veranlasste Kritiker die Autorin als Vertreterin einer neuen „proletarischen Literatur“ (puroteria bungaku) zu bezeichnen, was etwas irreführend ist, würde man doch mit dieser eine deutlich sozial engagierte Position erwarten. Kirinos Hinwendung zu einem Unterschichtenmilieu, ihre Vorliebe für die Schattenseiten der Gesellschaft, darf man nicht als einfache Reprise einer „proletarischen“ Tradition verstehen. Eher macht sich hier eine Attitüde bemerkbar, die gezielt ...