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Nation: | Irak |
von Leslie Tramontini
Stand: 15.02.2014
Die Gedichte von Muẓaffar an-Nawwāb demonstrieren ein vielschichtiges Verständnis von Identität, Heimat und Nation. Die „arabische Sache“ ist ihm stets ein Hauptanliegen, und mit Bezug auf aktuelle Geschehnisse kritisiert er scharfzüngig und sarkastisch die Politik der arabischen Herrscher. Sein provokativer Stil bezieht sich nicht nur auf den Inhalt seiner Gedichte, sondern auch auf die Form: Zwar modelliert er seine Gedichte oft nach klassischen Vorbildern wie dem hiǧāʾ (Schmähgedicht) oder marṯīya (Trauergedicht), doch weicht er ebenso oft von den klassischen Regeln ab, verfremdet sie und spielt mit der Erwartung der Leser-/Hörerschaft. Und er bricht das (immer noch geltende) ungeschriebene Gesetz, nur Dichtung in der arabischen Hochsprache sei wertvoll und allein die klassische Qaṣīdenform und -sprache sei kanonisch. Viele seiner Gedichte (vor allem seine frühen) sind im Dialekt verfasst; ein Affront gegen die Ideologen, die den Dialekt nur als gesprochene Sprache gelten lassen und Hocharabisch als Ausdruck der arabischen Einheit, die es auch mit und in der Sprache zu verwirklichen gelte, ansehen.
Berühmt wurde Nawwāb zunächst vor allem durch seine Dialektdichtung, im südirakischen Dialekt verfasst und zahllose Male vertont. Vor ...