Nation: | Madagaskar |
Stand: 01.06.2011
Von Almut Seiler-Dietrich und Sylvia Andriamampianina
Die Ostafrika vorgelagerten Inseln wurden zu sehr unterschiedlichen Zeiten besiedelt. Gemeinsam ist ihnen die Erfahrung mit dem arabischen Sklavenhandel, in dessen Kontext der Islam Fuß fasste und die arabische Schrift mit sich brachte, sowie mit den kolonialen Machtkämpfen zwischen Briten und Franzosen, die ebenfalls von Missionierung und Alphabetisierung begleitet waren. So leben heute auf diesen Inseln verschiedene Bevölkerungsgruppen, die parallel mehrere Sprachen sprechen. Verkehrs- und Verwaltungssprachen, aber auch wichtigste Literatursprachen sind immer noch Französisch und Englisch. Weitere Gemeinsamkeiten – auch mit dem ostafrikanischen Festland – sind die umfangreiche mündliche Überlieferung, die allgemeine Wertschätzung des gesprochenen Wortes und der zeremonielle Charakter öffentlicher Rede.
Madagaskar verfügt über eine eigene, von den Einwanderern mitgebrachte Sprache, die auch von Minderheiten auf den anderen Inseln gesprochen wird. Sie gehört zum Barito, einer südöstlichen Untergruppe des Austronesischen, hat sich selbstständig fortentwickelt, sowohl als Umgangs- wie auch als Literatursprache. Auf der „Großen Insel“ gibt es deshalb auch keine kreolische Mischsprache wie, in jeweils landestypischer Ausprägung, auf den kleineren Inseln, wo Créole oder Kreyol Umgangs- und in den letzten Jahren auch Literatursprache geworden ist.
Madagaskar, die viertgrößte Insel der Welt, ...