Geburtstag: | |
Nation: | Russland |
von Irina Nowak
Nach journalistischen Anfängen begann Ljudmila Petruševskaja ihren schriftstellerischen Weg 1968, als nach der Tauwetter-Periode die Zensur in der Literatur wieder verschärft wurde. Aus diesem Grund konnte sie ihre Erzählungen, die den Prinzipien des sozialistischen Realismus widersprachen, nicht veröffentlichen. Dies galt auch für ihre Versuche, in den siebziger Jahren sich auf der Bühne zu etablieren. Sowohl in der Prosa als auch in den Theaterstücken schuf sie keine ideologisierten positiven Helden, sondern zeigte Menschen in ihrer tragischen Alltagsrealität: mit ihren Ängsten, Zweifeln und unerfüllten Träumen. Fasziniert vom Werk des sowjetrussischen Dramatikers Aleksandr Vampilov (1937–1972), ließ sie sich von dessen Ideen beeinflussen, vor allem von seinem Grundsatz, über das zu schreiben, “weswegen man nachts nicht schlafen kann”. Was sie zum Schreiben bewegte, formulierte Petruševskaja so: “Manchmal möchte ich laut schreien, wenn ich sehe, wie die Menschen sich gegenseitig unglücklich machen (…). Warum leben die Menschen so, obwohl sie alles wissen? Warum tun sie schreckliche Dinge, obwohl sie es eigentlich nicht wollen?” (In: Antje Leetz, 1990)
Durch die Schilderung tragischer Schicksale wirft Petruševskaja in ihrer Kurzprosa existentielle Fragen auf: Wie soll man in der Einsamkeit überleben, in einer ...