Geburtstag: | |
Nation: | Volksrepublik China |
von Mark Renné
“So schafft uns die Dichtung mitten in die Betrachtung unserer dumpfen und trügerischen Wirklichkeit hinein einen poetischen Raum, in dem sich die Möglichkeit der Geburt eröffnet.” Dieser Satz zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk Yang Lians, dem die Welt in den Schriftzeichen schon immer realer erschien als seine physische Existenz. Mit dem Schreiben von gereimten lyrischen Versen, über die Natur oder eine heimliche Liebe, hatte Yang Lian schon in der Mittelschule begonnen – sehr zum Leidwesen seines Vaters, der ihn zwar schon früh klassische Gedichte auswendig lernen ließ, aber gleichzeitig immer wieder darauf hinwies, “daß der Weg von der Sprache ins Gefängnis in China Tradition hat”. So blieb das Schreiben auch während der Kulturrevolution eine heimliche Tätigkeit. Einsam und verzweifelt schrieb sich Yang Lian in diesen von ihm wie ein Todesurteil empfundenen Jahren auf dem Land “unter dem Schein einer Öllampe in Nordchina auf einem weißen Blatt Papier seine Wut von der Seele”. Nicht nur der frühe Tod der Mutter im Jahr 1976, sondern vor allem seine Einsätze als Sargträger bei ländlichen Trauerzügen haben den Tod für Yang Lian zu ...