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Nation: | Polen |
von Elvira Grözinger
Julian Tuwim gilt als einer der bedeutendsten und populärsten polnischen Lyriker des 20.Jahrhunderts. Schon früh bescheinigten ihm die Kritiker, daß er ein Entdecker der Musikalität der polnischen Sprache sei, und sein Übersetzer Karl Dedecius verglich seine Bedeutung für die polnische Gegenwartsliteratur mit der von Vladimir Majakovskij für die russische: “Eine Eruption mit nachhaltigen Folgen.” Tuwim eröffnete der polnischen Dichtung neue Wege, wie sie in der deutschen Dichtung etwa seit Heine möglich geworden waren. Eine lange Reihe von Epigonen wußte dies zu nutzen. Sein Experimentieren mit der Sprache macht ihn jedoch schwer übersetzbar, so daß sein Ruhm nur zögernd über die Sprach- und Landesgrenzen dringt. Tuwims Werk ist vor dem Hintergrund der geschichtlichen Ereignisse in Polen zu sehen. Das Jahr 1918 brachte den Polen ihren ersten unabhängigen Staat seit 1772, wodurch die Intellektuellen neuen Auftrieb erhielten und eine rege literarische Aktivität entfalteten, ähnlich der in der Weimarer Republik in Deutschland.
Der neue Zeitgeist schuf sich 1920 ein Forum in Gestalt der Warschauer Zeitschrift “Skamander”, an deren Entstehung Tuwim als Mitbegründer und Wortführer ihrer seit 1916 erscheinenden akademischen Vorgängerin “Pro Arte et ...