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Nation: | Spanien |
von Andrea Rössler und Dagmar Ploetz
Stand: 01.10.2004
Juan Marsé gehört zu jenen spanischen Romanautoren, die als „Generation der Jahrhundertmitte“ (wie u. a. Juan und Luis Goytisolo, Juan García Hortelano, Juan López Pacheco) in die iberische Literaturgeschichte eingegangen sind. Die problematische Generationsbestimmung stützt sich in erster Linie auf die relative thematische und formale Homogenität des Frühwerks der betreffenden Autoren, die allesamt in den 1950er Jahren zu schreiben begannen. Als Reaktion auf die rigide Zensurpraxis des franquistischen Regimes, die eine authentische Dokumentation der sozialpolitischen Lage der Nation vereitelte, formierte sich eine Gruppe von Schriftstellern, die den Roman als notwendiges Korrektiv der nationalen Presseberichterstattung verstand: Die kritische Behandlung sozialer Themen (Landflucht, Slumbildung in den Großstädten, Passivität der Nachbürgerkriegsgeneration, Opportunismus der Bourgeoisie) wurde zum literarischen Programm erhoben und an ein Erzählverfahren gekoppelt, das sich durch den Verzicht auf eine subjektive Erzählerfigur, die Dominanz äußerer Beschreibungen und des Dialogs auszeichnet, um den angestrebten Dokumentationscharakter der Romane zu gewährleisten (objetivismo). Die etwa zeitgleich sich konstituierende neorealistische italienische Schule (Cesare Pavese, Alberto Moravia, Carlo Levi) und der neuere nordamerikanische Roman (...