Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Uruguay |
von Helmut Spreitzer
Juan Carlos Onetti zählt zu den großen Figuren der zeitgenössischen lateinamerikanischen Literatur, wenngleich ihm die nationale und internationale Anerkennung lange Zeit versagt geblieben ist. Noch 1967, als er in der Endausscheidung um den Premio Romulo Gallegos, den wichtigsten lateinamerikanischen Literaturpreis, dem eine Generation jüngeren Mario Vargas Llosa unterlegen war, sah sich dieser veranlaßt, in seiner Dankesrede auf die Verdienste Onettis nachdrücklich hinzuweisen. Erst mit der Verleihung des Premio Cervantes 1981 schaffte Onetti den internationalen Durchbruch.
Luis Harss, der wohl einfühlsamste argentinische Literaturkritiker, beschrieb Onetti nach einer Begegnung, die beide im Jahr 1966 zusammengeführt hatte: “Er ist groß, hager – schlaflose Augen irren hinter den Gläsern seiner Hornbrille. Verquält grimassierende Lippen, hohe Professorenstirn, schlurfender Gang eines alten Beamten. Er gleicht der Beschreibung einer seiner literarischen Gestalten: ,Ein einsamer Mann, der irgendwo in der Stadt sitzt und raucht und nachts mit zur Wand gekehrtem Blick sinnlosen Träumereien nachhängt.’ Er sieht aus, als habe er keine Freunde; ein Müßiggänger, ein Träumer. Vermutlich ist er immer so gewesen, einer, der seit frühester Jugend bereits ,mit niemandem etwas zu schaffen hatte’. Er lebt ...