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Nation: | Kuba |
von Cecilia Dreymüller
Von José Lezama Lima reden heißt von seinem 1966 erschienenen monumentalen 600-Seiten-Roman “Paradiso” sprechen. Hierin trifft die überbordende Sinnlichkeit der kubanischen Lebensrealität auf die spielerische Natur eines enzyklopädisch belesenen Intellektuellen. Zum einen unbändig vital, wie die tropische Natur seiner Insel, und mit einem guten Schuß Sex und Gewalt versetzt, ist der Roman gleichzeitig lyrisch verdichtet und von religiöser Transzendenz, denn er ist immer mit der Beziehung des Menschen zum Göttlichen und den letzten Fragen beschäftigt. Die metapherngespickte Sprache und der barocke Stil setzten neue literarische Maßstäbe. Deshalb muß vom lateinamerikanischen Roman vor und nach “Paradiso” gesprochen werden, ähnlich wie bei James Joyces “Ulysses”, der eine vergleichbare Funktion für die europäische Literatur hat.
Erst “Paradiso” brachte seinem Autor internationale Anerkennung. Zuvor war Lezama Lima im spanischsprachigen Raum als Lyriker bekannt. Seine ersten beiden Gedichtbände erregten wegen ihrer sprachlichen Kühnheit und ihres absoluten Kunstanspruchs allgemeine Aufmerksamkeit. Drei weitere folgten bis 1960, die, zusammen mit theoretischen Abhandlungen über Lyrik, seinen Ruf als Nachfolger der französischen Moderne und Vertreter des Neobarroquismo (in Anlehnung an die barocke Dichtung) befestigten. Nachdem jedoch Julio ...