Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Großbritannien |
von Anna Leube
Wohl kaum eine der zahlreichen literarischen Auferstehungen, zu denen es im Laufe der vergangenen Jahrzehnte gekommen ist, war so merkwürdig und so frappierend wie die der englischen Schriftstellerin Jean Rhys. 1956 plante die BBC eine Funkbearbeitung des Romans “Guten Morgen, Mitternacht” (1939) und suchte über eine Annonce Informationen über eine Autorin, von der weiter nichts bekannt war, als daß sie in den zwanziger und dreißiger Jahren einige Romane und Erzählungen veröffentlicht hatte, die inzwischen fast ganz in Vergessenheit geraten waren. Die Autorin selbst war nach der Publikation von “Guten Morgen, Mitternacht” verschwunden, so daß die wenigen, die sich ihrer Bücher noch erinnerten, annahmen, sie sei nicht mehr am Leben. Doch auf die Anzeige hin meldete sich Jean Rhys persönlich – “Rip van Rhys”, wie sie später in einer englischen Zeitung genannt wurde. Zehn Jahre danach erschien dann “Sargassomeer”, enthusiastisch aufgenommen sowohl vom Publikum als auch von der Kritik. Alle früheren Bücher von Jean Rhys wurden wiederaufgelegt, zwei Bände mit Erzählungen folgten. Zur Verleihung des W. H.Smith-Preises für “Sargassomeer” schickte sie ihre Tochter und ließ ausrichten, diese Ehre komme ein bißchen ...