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Nation: | Griechenland |
von Niki Eideneier
“Jetzt bin ich soweit gekommen zu glauben, daß die wahre Dichtung die Tränen und den Beifall ausschließt”, schrieb Jannis Ritsos 1972 an seine vertraute Freundin und eine der besten Kennerinnen seines Werkes, die in Paris lebende Griechin Chrysa Prokopaki. Dieser Brief wurde gleich nach seinem Tod publiziert und gehört zu den wenigen Dokumenten mit Äußerungen über die eigene Dichtung, da Ritsos kaum öffentlich und selten privat über die Problematik und die Ästhetik seines Schaffens sprach.
Ruhm und Tränen begleiteten Ritsos sein Leben lang – politische Verfolgung, Krankheit, Elend ebenso wie höchste offizielle Anerkennung, Ehrungen und Auszeichnungen. Man hat Mühe, in der Literatur kritische Stimmen über ihn zu finden. Dennoch bleibt Ritsos' Werk der Gefahr ausgesetzt, an den ideologischen und ästhetischen Vorurteilen der jeweiligen politischen Situation gemessen zu werden, “da er so sehr mit unserem Leben und mit den Abenteuern der linken Bewegung Griechenlands verbunden gewesen war. Er, als der ,Dichter des Griechentums’, ist verurteilt, unsere schwere Last, die Last des Griechentums, zu tragen” (Chrysa Prokopaki).
Die heute gängige und gültige Beurteilung seines Werks gipfelt in dem Wort Louis Aragons, Ritsos ...