Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Russland, Vereinigte Staaten von Amerika (USA) |
von Jens Herlth
Stand: 01.10.2008
Iosif Brodskij kann als der bedeutendste Lyriker russischer Sprache in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gelten. Der berühmteste ist er allemal. Seit dem unseligen „Brodskij-Prozess“ im Jahr 1964 ist sein Name auch international bekannt. Die Zuerkennung des Nobelpreises im Jahr 1987 – 15 Jahre nachdem er ins amerikanische Exil gegangen war – schrieb diese Weltgeltung zu einem Zeitpunkt fest, als gerade in der Sowjetunion im Zuge der Perestroika die Werke Brodskijs und anderer zuvor verfemter Autoren dem Lesepublikum zugänglich gemacht wurden. In „Avgust“ (August), dem im Januar 1996 entstandenen wohl letzten Gedicht des Autors, ist die Rede von einem „Recken“, der sich zunächst „aus Wegkreuzungen“ eine „Karriere gemacht“ habe und dann „selbst zur Ampel“ geworden sei. Dies ist eine lakonische Umschreibung für das zentrale Ereignis auf Brodskijs Schaffensweg: Die Übersiedlung in die USA 1972, die er in dem für ihn typischen Gestus eines heroischen Understatements als „Wechsel des Imperiums“ beschrieb, bedeutete den Verlust des heimischen Sprachraums, die Notwendigkeit der Integration in das akademische Milieu der USA und den amerikanischen Literaturbetrieb. Sie ...