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Nation: | Italien |
von Katharina Gerhardt
Giorgio Bassani ist ein Schriftsteller der leisen Töne. Seine Schreibweise wirkt wohlüberlegt, verhalten. Kritiker haben seinen Stil als klassisch, bisweilen auch als konservativ bezeichnet. Sein Hauptthema ist die durch ihre mittelalterlichen Stadtmauern eng umgrenzte Stadt Ferrara und deren bürgerliche jüdische und nichtjüdische Gesellschaft in der Zeit des italienischen Faschismus sowie unmittelbar nach Kriegsende. Die Romane und Erzählungen Bassanis sind ähnlich eng mit Ferrara verknüpft wie die Werke von Italo Svevo mit Triest oder die von James Joyce mit Dublin. Bassanis Prosa ist stark autobiografisch geprägt. Darüber hinaus ist sie – wie viele große Werke der italienischen Literatur – regionalistisch, ohne provinziell zu sein: Sie vermittelt ein unpathetisches Gefühl der Heimatverbundenheit, sie zeichnet die Orte der Kindheit und Jugend genau und liebevoll nach. Dennoch mangelt es dem Werk Bassanis keinesfalls an Universalität. Seine Romane und Erzählungen stellen die Chronik einer untergegangenen Welt dar und sind zugleich eindringliche Exempel menschlicher Schicksale. In seiner Prosa verbinden sich psychologisch-naturalistische und lyrisch-metaphorische Elemente zu einem ganz eigenen Ton, den die italienische Kritik mit dem Begriff des Intimismo, des Intimismus, belegt hat (Geno Pampaloni).
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