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Nation: | Frankreich |
von Bernd Wilczek
Stand: 01.07.1990
Bereits die ersten Zeilen des kurzen einleitenden Textes von „Zwölf kleine Schriften“ (1926), der ersten Buchveröffentlichung Ponges, evozieren den Horizont, vor dem sein gesamtes Werk anzusiedeln ist: „Entschuldigt diesen Anschein von Fehlerhaftigkeit in unseren Beziehungen. Ich werde mich niemals erklären können. (…) Ein beliebiges Wort meinerseits gewährt mir besseren Schutz als das Schweigen.“ Als Reaktion auf die befürchtete Gefahr des Verlusts der eigenen Sprache und der daraus resultierenden Bedrohung seiner Person hat Ponge eine folgenreiche Entscheidung getroffen, die darauf abzielte, sich selbst zu bewahren und zu beschützen: Er stellte sich auf die Seite der Wörter und gegen das Schweigen. Diese Entscheidung ist zu verstehen vor dem Hintergrund der damals auch von anderen jungen Autoren, etwa Henri Michaux und Antonin Artaud, formulierten Gefahr des Verlusts der eigenen Sprache. Aber anders als Artaud, bei dem aus der Unmöglichkeit, sich auszudrücken, ein Leiden resultiert, das zu einer verzweifelten Auflehnung und letztlich zur Ablehnung der Sprache und der Gesellschaft führt, reagierte Ponge von Anfang an positiver im Bewußtsein, daß das Ergebnis seiner Anstrengung stets ein Text sein würde. Bei ihm stand nicht ...