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Nation: | Irland |
von Stefan Howald
Zeit seines schriftstellerischen Lebens hat sich Flann O'Brien mit dem Übervater der modernen irischen Literatur, mit James Joyce, auseinandergesetzt. O'Briens erster Roman “In Schwimmen-zwei-Vögel” (1939) greift in Thematik wie Struktur auf Joyce-Werke zurück; im letzten Roman “Aus Dalkeys Archiven” (1964) kommt Joyce gar als Figur vor und wird als gealterter Barkeeper in einem irischen Küstenstädtchen eingeführt. Vor allem die Kritik hat Flann O'Briens literarische Werke mit dem Beiwort “joyceanisch” charakterisiert.
Tatsächlich gibt es Parallelen: die Auseinandersetzung mit einem ähnlichen sozialen und kulturellen Milieu, den Kampf um eine künstlerische Existenz entgegen der Macht von irischem Nationalismus und Katholizismus, die Sprache als Kampfmittel wie als Preis der kulturellen Auseinandersetzung, die Verwendung von Mythen ebenso wie von alltäglichem Sprachmaterial. Flann O'Brien zählte freilich zu der Joyce nachfolgenden Generation, die von dessen Aufbruch in die kulturelle Moderne profitieren konnte, sie aber nicht mehr unbedingt als künstlerische Mission begriff. Im Dubliner Milieu einer Moderne beheimatet, deren Aufbruchsversprechen bereits etwas desillusioniert betrachtet wurde und die von der irischen Unabhängigkeit zunehmend enttäuscht war, haben seine Bücher von Anfang an den zuweilen grellen, zuweilen fahlen Schein des Komikers ...