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Nation: | Serbien |
von Frank Göbler
Das Werk von Danilo Kiš kennt eine Reihe von – wie der Autor es selbst
nannte – “obsessiven Themen”: die eigene Kindheit, das Bild des Vaters (eines Sonderlings und verfolgten Juden), die Geschichte des 20.Jahrhunderts (Revolutionen, Pogrome, Diktaturen), den Tod. Diese Themen sind so existentiell, daß sie sich dem Geist eines postmodernen Relativismus nicht fügen, auch wenn Kiš' literarische Verfahren oft durchaus postmodern anmuten. In diesem Sinne gehört zu Kiš' Hauptthemen auch die Literatur selbst. Die Verpflichtung auf die Wahrheit der Geschichte, auch als individuelle, subjektive Wahrheit, auf das Schreiben als ,humanistische Aktion' – dies sind ethische Postulate, die sich mit der Forderung nach einem dezidierten Formbewußtsein zu Kiš' Konzept der “Po-ethik” verbinden (mit “Po-etika” sind seine 1972 und 1974 veröffentlichten literaturtheoretischen und kritischen Essays überschrieben).
Das nicht sehr umfangreiche fiktionale Werk Kiš' läßt sich drei Phasen zuordnen, die durch gattungsmäßige Konzepte, teilweise auch thematische Aspekte bestimmt sind: die Phase der kurzen Romane (1962), die der Familientrilogie (1965–1972) und die der kürzeren Erzählungen, welche zu zwei Zyklen gruppiert sind (1976 und 1983).
Die frühen Romane, “Die Dachkammer” und “Psalam 44” ...