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Nation: | Volksrepublik China |
von Peter Hoffmann
Als die chinesische Öffentlichkeit durch einen Artikel des Kritikers Gong Liu 1979 auf die Lyrik Gu Chengs aufmerksam gemacht wurde, kam das einer Sensation gleich. Obwohl es sich bei diesen Veröffentlichungen um Jugendgedichte handelte, war sofort deutlich: Hier meldete sich der Vertreter einer Generation zu Wort, die, geprägt von der Kulturrevolution und der Herrschaft der “Vierer-Bande”, mit den Konventionen des Revolutionären Realismus und der Revolutionären Romantik, die seit Mitte der fünfziger Jahre für Kulturschaffende verpflichtend gewesen waren, gebrochen hatte und nach neuen, eigenen Wegen suchte.
Diese 1968–1971 entstandenen “Namenlosen kleinen Blüten” (Zeitschriftenveröffentlichung 1979), die zunächst von Naturidylle und kindlicher Märchenwelt geprägt erscheinen, zeigen diese Idylle bei genauerem Hinsehen jedoch als bereits verloren. Sie waren für Gu Cheng ein Spiegel “der psychischen Deformationen eines Jugendlichen, der während der Kulturrevolution seinem Vater ‘aufs Land' folgen mußte” (so im Vorwort des Gedichtbandes). Die Kindheit dieser Generation hatte früh aufgehört. Auf die anfängliche Begeisterung für die Kulturrevolution und den Glauben an die Weisheit und Unfehlbarkeit des Vorsitzenden Mao und seiner Partei folgte ein böses Erwachen: Es stellte sich die bittere und ernüchternde ...