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Nation: | Großbritannien |
von Paul Heinemann
Wenige Monate vor seinem Freitod publizierte der Brite Bryan Stanley Johnson unter dem denkwürdigen Titel “Mit ihren Memoiren sind Sie reichlich früh dran” (1973) eine Sammlung von Prosastücken und Erzählungen, die er mit einem poetologischen Essay eröffnete. In diesem ästhetischen Vermächtnis unterstützt er Nathalie Sarrautes Entwurf eines Staffellaufs der Literatur, bei dem der Stab der Innovation von einer Künstlergeneration an die nächste weitergegeben werde, und fügt hinzu: “Die überwiegende Mehrheit der britischen Romanciers hat den Stab fallengelassen, ist stehengeblieben, hat sich umgedreht oder sogar noch nicht einmal gemerkt, daß es überhaupt ein Rennen gibt.” Diese nüchterne Diagnose steht am Ende der literarischen Arbeit Bryan Stanley Johnsons, zu der auch sein langjähriges Engagement für die Zeitschrift “Transatlantic Review” und die damit verbundene Förderung junger experimentierfreudiger Poeten gezählt werden müssen. Die Radikalität seiner ästhetischen Position, welche bei der Literaturkritik auf Unverständnis stieß und zuweilen selbst seine Künstlerfreunde irritierte, wurzelte in der Ablehnung einer Prosa im “neodickensschen Stil”, die die nach Johnsons Meinung verbrauchten Erzählmuster des neunzehnten Jahrhunderts wieder aufleben ließ. Tatsächlich wurde der Umbruch im zeitgenössischen Roman, den die ...