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Nation: | Russland, Ukraine |
von Klaus-Peter Walter
Stand: 15.05.2023
Wäre Anatolij Rybakov Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre verstummt – er würde heute allenfalls noch als Autor einiger Produktionsromane (sie beschreiben technische Prozesse in der Industrie und das Ringen um deren Vervollkommnung) und solide gearbeiteter, spannender Unterhaltungsliteratur für die Jugend in den Fußnoten der Literaturgeschichten erscheinen. Gleiches wäre der Fall gewesen, wäre nicht im März 1985 Michail Gorbačev an die Spitze der KPdSU getreten, der, vielleicht ohne es anfangs zu beabsichtigen, die Umformung der Sowjetunion in ein demokratisches Staatswesen einleitete und das Erscheinen von Werken ermöglichte, die unter seinen Amtsvorgängern Brežnev, Andropov und Černenko unter keinen Umständen erscheinen durften. Zu diesen Büchern zählt auch Anatolij Rybakovs Hauptwerk „Die Kinder vom Arbat“ (1987), auf dessen Publikation der Autor jahrzehntelang hatte verichten müssen. Zuvor hatte er ebenfalls nur unter großen Schwierigkeiten den Roman „Schwerer Sand“ (Zeitschriftenabdruck 1978) veröffentlichen können. Selbst wenn er bereits danach seine schriftstellerische Arbeit für immer beendet hätte – „Schwerer Sand“ allein hätte ihm einen Platz unter den bedeutendsten Romanciers der russisch-sowjetischen Gegenwartsliteratur gesichert.
Die kulturpolitische Situation in der Sowjetunion brachte es mit ...