Geburtstag: | |
Nation: | Indien |
von Vera Alexander
Stand: 01.06.2006
Das zentrale Sujet von Amit Chaudhuris Werk lässt sich klar umreißen: Seine Texte bilden das Leben der westlich orientierten Mittelschicht Indiens mit großer Detailgenauigkeit ab. Eine literarische Besonderheit liegt in dem Paradoxon, dass er Romane schreibt, ohne Geschichten zu erzählen. Es sind nicht herausragende Ereignisse oder außergewöhnliche Persönlichkeiten, denen seine Aufmerksamkeit gilt, und seine Romane konstruieren keine komplexen oder spannungsreichen Handlungsverläufe. Die von ihm wiedergegebenen Szenen und Handlungen schreibt das Leben selbst; Chaudhuris Erzählinstanzen scheinen sie nur mitzuschneiden. Seine Romane sind folglich dadurch charakterisiert, dass sie Menschen in alltäglichen Situationen und Tätigkeiten begleiten, ohne daraus zielgerichtete Plots zu entwickeln.
Die Erzählweise des Autors ist einem minimalistischen Realismus verpflichtet. Chaudhuri wertet in seiner Beschreibung dessen, was er im Alltäglichen vorfindet, nicht nach den Kriterien von Wichtigkeit oder Unwichtigkeit. Es ist vielmehr die Gesamtheit an Eindrücken, um die er sich mit seinen Gesellschaftsporträts bemüht, und darin haben unbedeutend wirkende Entwicklungen seiner Einschätzung nach oft größere Wichtigkeit als Meilensteine, deren Bedeutung sich erst im Nachhinein erschließt und die im Moment ihres Geschehens nicht verarbeitet werden können.
Chaudhuris Figuren sind Helden des Alltags, die den ...