Von Lucia Serena Loi
Die Pflege von Formen und Motiven des eigenen literarischen Erbes und die Rezeption von westlichen Stilelementen sind die Hauptkennzeichen der gegenwärtigen Literatur Afghanistans; Herstellung und Konsum der schriftlichen Literatur sind in Folge der hohen Analphabetenrate (1976: 88%), des schwach entwickelten Verlagswesens und der vielfältigen Sprachlandschaft das Privileg einer Elite; Schulbücher und verbale Kommunikation, auch durch Radio und Kassettenrekorder, sind vorherrschende Informationsträger.
Afghanistan wurde im Jahre 1747 von Ahmad Schah, dem Fürsten des paschtunischen Stammesbundes der Abdali, gegründet. Bis dahin stand das Gebiet des heutigen Afghanistan unter dem politischen, kulturellen und sprachlichen Einfluß des persischen Großreiches im Westen und des indischen im Osten. Seine heutige geopolitische Gestalt bekam Afghanistan unter der Herrschaft Abdurrahmans (1878–1901), aber noch nach der Gründung Pakistans (1947) gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen beiden Ländern über den Verlauf der Ostgrenze, die die paschtunischen Volksstämme voneinander trennt.
Das politische System des Landes war bis 1973 eine Monarchie, angeführt von einer Familie des paschtunischen Stammes der Dorrani. Als 1973 Muhammad Da'ud Khan durch einen Militärputsch an die Macht kam, wurde das Königreich zur Republik, der König Zahir Shah floh nach Rom ins Exil. Im April 1978 kam die ...